Pressemitteilung: Die Erzbergbahn von der endgültigen Einstellung bedroht. Die letzte Frist verstreicht am 30. April 2014!

„Der Verein Erzbergbahn hat über 350 ehrenamtliche Mitglieder, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das technische Denkmal Erzbergbahn zu erhalten. Der Verein, dessen Tätigkeit nicht auf Gewinn gerichtet ist, stellt sich der Denkmal- und Heimatpflege im Bereich und hinsichtlich der Substanz der steiermärkischen Erzbergbahn, die schon zur Zeit der Monarchie als interessanteste Lokalbahn Österreichs galt.“ (Auszug aus den Vereinsstatuten).
Wie bereits mehrfach berichtet, hat die ÖBB mit Wirkung vom 31. Mai 2013 den Mietvertrages für die lebenswichtige Verbindungsbahn vom Heizhaus Vordernberg „Süd“, Eigentum des Vereines Erzbergbahn, bis zum Bahnhof Vordernberg Markt, wo die ebenfalls im Vereinseigentum befindliche Bergstrecke über den Präbichl zum Erzberg und nach Eisenerz beginnt, gekündigt. Aus diesem Grund sind seit 2013 bis dato keine Fahrten möglich. Darüber hinaus ist der Verein auch verpflichtet, durch regelmäßige Instandhaltungsmaßnahmen für die Sicherheit zu sorgen. Da dies nur mit schienengebundenen Instandhaltungsfahrzeugen möglich ist, können die Vereinsmitglieder diese nicht durchführen. Wegen des Wegfalls der Publikumsfahrten (bis zu 5000 Fahrgäste pro Jahr) und der Einnahmen davon, fehlen dem Verein auch die finanziellen Mittel hierfür. Die Strecke ist somit dem Verfall preisgegeben. Ein Abstellen von Fahrzeugen auf der dem Verein gehörenden Bergstrecke ist mangels Witterungsschutz und aus Gründen der Fahrzeuginstandhaltung nicht möglich.

Das Ultimatum der ÖBB lautet nun: „Die Strecke mit ca. 1,9 km kaufen, ansonsten wird dieser Teil der Strecke abgebaut bzw. einer anderen Verwendung zugeführt. Kaufpreis: €411.000.- zuzüglich UST, sowie Kosten für Vermessung und Verbücherung.

Zur Vorgeschichte:
Die ÖBB bieten 2012 die gesamte stillgelegte Eisenbahnstrecke zwischen Trofaiach und Vordernberg Markt zum Verkauf an. Teilverkäufe sind nicht möglich. Basierend auf diesem Kaufangebot wurde im Frühjahr 2013 ein fundiertes Projekt namens „FE-Express“  mit Business Plan, Betreiberkonzept und Finanzplan, welches von Fachleuten ausgearbeitet wurde, an das Land Steiermark, LH Mag. Voves eingereicht. Mitte April 2014, nach einem Jahr, ging die Antwort ein. NEGATIV! Keine Unterstützung des Projektes durch Landesmittel. Erst im November 2013 wurde von den ÖBB die Möglichkeit eingeräumt, nur die für den Museumsbahnbetrieb essentielle Teilstrecke von Vordernberg Süd bis Vordernberg Markt, zu kaufen. Der Verein kann jedoch die Summe von €411.000,-- aus eigener Anstrengung nicht aufbringen.

Folgende Maßnahmen wurden bereits vom Verein Erzbergbahn gesetzt, um den Erhalt der Erzbergbahn zu sichern:

  1. Ein Bittschreiben an die Mitglieder, Firmen und Freunde der Erzbergbahn um eine einmalige Sonderzahlung. Diese Briefe sind bereits verschickt und die ersten Spenden in der Höhe von annähernd €10.000.- von unterstützenden Mitgliedern eingegangen.
  2. Ein Ansuchen um Förderung an das Verkehrsreferat, Dr. Kurzmann. Hierzu gibt es allerdings nur eine vage verbale Zusage.
  3. Ein Ansuchen mit Datum 18.02.2014 um Förderung an das Tourismusreferat, LH. Stv. Schützenhöfer. Dieses Ansuchen wurde mit dem Verweise, es handle sich dabei um kein touristisches Projekt, abgewiesen.
  4. Ein Ansuchen an Landesbaudirektor DI Andreas Tropper,  die Gutachter der Landesbaudirektion mögen prüfen, ob die verlangten Preise der Region bzw. dem Zustand der Grundstücke entsprechen. Hier gibt es bereits eine verbale Zusage. Zum Vergleich: Im Jahre 2003 wurde die Bergstrecke von Vordernberg Markt nach Eisenerz (16,7 km) um rund € 72.600.- erworben, nun, rund 10 Jahre später kosten etwa 2 Kilometer Strecke € 411.000.--!
  5. Der ehemalige Hauptschuldirektor von Schladming, Herr Karl Müller hat 5.743 Unterschriften für den Erhalt der Erzbergbahn gesammelt. Seine Briefe sind an alle Fraktionen des Landes übermittelt worden, mit der Bitte um Unterstützung der Erzbergbahn, blieben jedoch unbeantwortet.
  6. Der Verein versucht auch mit rechtlichen Schritten die Erzbergbahn zu erhalten. So haben die Vereinsverantwortlichen beim Bezirksgericht Leoben den Antrag auf Einräumung eines Notwegerechtes eingebracht. Zwei Instanzen haben diesen Antrag aber bereits abgelehnt. Der ordentliche Revisionsrekurs an den obersten Gerichtshof ist eingebracht.
  7. Das Regionalmanagement Obersteiermark Ost hat in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Erzbergbahn mehrere Treffen mit Mandataren aus Nationalrat, Bundesrat und Stmk. Landtag, allen Bürgermeistern der Region, Vertretern des Museumsverbundes, des Vereins Eisenstraße und der Tourismusverbände sowie Vertretern des Verkehrsministeriums und den ÖBB sowie organisiert.
  8. Mit den leitenden Verantwortlichen der ÖBB standen die Vereinsfunktionäre permanent in Kontakt. Bei den vielen Gesprächen mit den ÖBB gab es allerdings kein Entgegenkommen


Fazit:
Das Ultimatum der ÖBB lautet: €411.000,-- bezahlen oder die Strecke wird abgetragen bzw. einer anderen Verwendung zugeführt.
Die Bürgermeister der Region können, mangels finanzieller Mittel, nur zahnlose Bekundungen zum Erhalt der Erzbergbahn abgeben.
Der Verein Erzbergbahn hat alles in seine Macht befindliche getan, um den Erhalt zu sichern. Hierzu sei noch angemerkt, dass der Verein Erzbergbahn seit seinem Bestehen keine nennenswerten Förderungen, abgesehen von Unterstützungen im Rahmen des Ankaufes der Bergstrecke im Jahr 2003 sowie kleineren Zuwendungen durch Sponsoren, erhalten hat. Der Verein hat keine Schulden und hat sich immer rein durch die ehrenamtlichen Tätigkeiten, Einnahmen aus den Plan- und Sonderfahrten und den Beiträgen von über 350 Mitgliedern selbst finanziert.

Wenn es also bis zum 30. April 2014 zu keiner Lösung kommt, ist das technische Denkmal "Erzbergbahn" endgültig und unwiederbringlich Geschichte. Die Gemeinden der Eisenstraße, die regionalen Tourismusverbände und vor allem das Land Steiermark sind nun gefordert, um einen unwiederbringlichen Verlust eines Kulturgutes in einer ohnehin von der Abwanderung bedrohten Region noch zu verhindern. Ein bedauerndes Achselzucken mancher Verantwortlichen ist hier zu wenig. Müsste der Verein seine Tätigkeit nun tatsächlich einstellen und würde die Strecke mit ihren Bauwerken und Anlagen verfallen und verwildern, wäre dies ein Armutszeichen ersten Ranges für die Steiermark.
Glück Auf!

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